Mit einem Ohr hören: Die Länzgi-Bühne

Andreas Gabriel programmiert seit zwei Jahren Volksmusik im Festzelt.

Zum zweiten Mal spielen im Esszelt, beim Steinmättli, Volksmusikbands auf der Länzgi-Bühne. Für das Programm verantwortlich ist Andreas Gabriel. Das Protokoll eines Gespräches, das bei (noch!) ganz ruhiger Atmosphäre im grossen Esszelt stattfand.

Von Nina Laky

Auf der Länzgi-Bühne steht der Soundcheck an, die Schänner Blech-Füfermusig aus St. Gallen spielt sich für das Konzert am Abend ein. Sie mischt alte Volksmusik-Nummern mit Popmusik, Jazz oder Balkan-Folk. Noch ist das Esszelt quasi leer. Die Bänke und Tische stehen ein bisschen einsam im Raum. Andreas Gabriel erzählt (bevor es am Abend dann hastiger zu und hergeht), worauf er beim Programm achten muss und wie das Volksmusik-Zelt überhaupt entstand:

«Das grosse Zelt war in früheren Jahren jeweils nach dem Essen komplett leer, das war schade. Man hat sich dann gefragt, ob daraus ein Jazz-Zelt werden soll oder etwas Anderes. Die Festival- und Programmleitung hat sich dann für eine Volksmusik-Bühne entschieden. Ich wurde angefragt, die Veranstaltungen zu programmieren.

Letztes Jahr hatten wir Wetterpech und die Bühne stand ebenfalls nicht am optimalen Ort. Jetzt haben wir die Bühne am Ende des Zeltes platziert, so entsteht mehr Fokus. Wir haben neu einen Holzboden reingebaut, das ist auch besser. Ich glaube, dieses Jahr sind nun alle glücklich, bis jetzt lief alles rund. Man merkt, dass die erste Probephase durch ist. 

Die Situation hier ist nicht ganz einfach für die Musikerinnen und Musiker. Die Leute schenken der Band nicht die totale Aufmerksamkeit, wie sonst. Aber man kann das Publikum abholen! Alle Gruppen, die ich angefragt habe, sind sich diese spezielle Situation hier gewohnt: Die Leute reden zwar, sind aber mit einem Ohr dabei. Volksmusikerinnen und Volksmusiker mögen das. So spüren sie, was passiert und können die Stimmung besser transportieren. Aber es kann auch gefährlich sein, es wird schnell laut. Letztes Jahr war es mir teilweise wirklich zu viel. Der Lärmpegel ist auch dieses Jahr noch hoch … ich hätte es wohl immer gern etwas ruhiger. Ich muss beim Programm aber aufpassen, dass ich keine Gruppe hole, die sich dann hier nicht wohl fühlt oder zu leise spielt.

Nächstes Jahr mache ich diese Arbeit gerne wieder. Das Zelt hat sich etabliert, es kommen viele Leute wegen der Musik. Und diese ist eine gute Abwechslung zum Rest des Programms. Auch nächstes Jahr würde es mich freuen, Musikerinnen und Musiker hier zu haben, die gerne Konzerte in solch einem urchigen Ambiente spielen.

Ich selbst spiele Geige in einer Volksmusik-Combo und unterrichte am Konservatorium in Luzern im Nebenfach Volksmusik. Dort habe ich auch Musikerinnen und Musiker, die von der Klassik kommen. Die lasse ich dann auf die Volksmusik los. Ich erhoffe mir, dass die Volksmusik noch ein bisschen mehr einbezogen wird. Americana und Singer/Songwriter ist ja sehr beliebt im amerikanischen Sprachraum, bei uns hat die Volksmusik betreffend Coolness aber immer noch einen sehr schweren Stand. Ich finde es absurd, wenn Schweizerinnen und Schweizer nur noch Englisch singen, da geht viel Potential verloren. Die Volksmusik ist in einem grossen Spannungsfeld zwischen volkstümlichem Schlager und der kommerzialisierten Volksmusik. In diesen Sparten können die Musikerinnen und Musiker noch mit CD-Verkäufen ihr Geld verdienen, aber sie machen den Ruf der Volksmusik ein bisschen kaputt.»

Am den Abenden, zwischen 21 und 23 Uhr, drehen sich auf dem Holzboden im Länzgi-Zelt Paare um die eigene Achse. Die Stühle und Tische sind voll besetzt oder werden nur kurz für einen Tanz alleine gelassen.

 

Auf www.stansermusiktage.ch gibt es jeden Tag einen Beitrag rund um’s Festivalgeschehen – Interviews mit Verantwortlichen, Gästen und mehr Infos zu Projekten der Stanser Musiktage. Plus: In unserer täglichen Mini-Rubrik gehen wir jeweils fünf wichtigen Stichwörtern nach. Was hört, sieht, fühlt, isst und trinkt man an den SMT?

Gefühlt: Die Vorfreude aufs Wochenende steigt, somit ein bisschen Übermut

Getrunken:

Gegessen: Älplermagronen als Midnight-Snack

Gesehen: Standing Ovations im Theater an der Mürg

Gehört: «Wo ist schon wieder dieses Whiskey-Zelt?» Der Gast verwechselte wohl Whiskey und Wein, was mir mir zur später Stunde auch schonmal passierte. Es ist zu hoffen, dass er noch ans gewünschte Ziel kam, was auch immer dies gewesen war.