Die ersten Bands sind da!

Die «Kübes» (die Künstlerbetreuer) organisieren, wie die Bands von Mailand, Genf, Zürich und Basel nach Stans finden.

 

 

Die ersten Bands sind da!

Die «Kübes» (die Künstlerbetreuer) organisieren, wie die Bands von Mailand, Genf, Zürich und Basel nach Stans finden. Als erstes checkte gestern Mbongwana Star im Hotel Engel ein. Es kann losgehen. Willkommen an den Stanser Musiktagen!

Von Nina Laky

 

Mbongwana Star aus dem Kongo ist gestern als erste Band in Stans eingetroffen. Sie übernachtet im Hotel Engel bei Sören Schwitzky. Eine besondere Erfahrung ist es immer noch. «Wir freuen uns immer, wenn im Dorf was läuft und andere Nationen auf Besuch sind», sagt Schwitzky.

 
Besonders auffällig seien die Gäste jedoch nicht, jeder Gast habe Sonderwünsche und diese würden selbstverständlich auch erfüllt. «Ich freue mich, wenn die Bands nach dem Konzert in der Hotelbar noch ein Bier trinken.»
 


Mbongwana Star hat am Nachmittag das Hotel Richtung «Kollegi» verlassen, um den Sound zu checken. Im Backstage erzählen Coco Ngambali und Théo Ntsituvuidi von ihrem Ankommen: «tout est bien», sagt Theo Ntsituvuidi, isst Käsebrot und trinkt Eichhof Bier. Zuhause sei das Essen anders, aber sie hätten auf Tour keine speziellen Menüwünsche. Cous Cous, Antilope, Maniok und Fisch würden nicht unbedingt fehlen, einzig ein wenig Tequilla müsse für sie bereit stehen. «Unser Hauptziel ist es, am Abend alle zum Tanzen zu bringen, dann sind wir restlos zufrieden», sagt er. Nach den Tagen in Stans verlässt die Band den Zentralschweizer Kanton Richtung Westen. Konzerte in Bern und Genf stehen an, danach die Tour in Amerika. Ihre Musik sei schliesslich für die ganze Welt. Sie soll aber in Zukunft auch ausserhalb dieser verbindend wirken: «Irgendwann spielen wir auf dem Mond, wir sind bereit.»

Nicht zum Mond, aber vielleicht nach Mailand

So weit muss Transportverantwortlicher Hugo Zanin jedoch keine Reisen organisieren. Er ist verantwortlich dafür, dass die Bands in Stans ankommen und wieder nach hause kommen (oder ein/e Dorf/Stadt/Metropole weiter). Seit zehn Jahren koordiniert Zanin Fahrten nach und aus Stans heraus. Früher, sagt er, habe er mit verschiedenen farbigen Zetteln seine Fahrzeuge und Fahrer organisiert. Vom Italiener auf dem Dorfplatz aus. Heute hat er eine ebenfalls farbenfrohe Planungsliste in einem Mäppchen dabei (darauf klebt der Spruch «Niemert wöt das») und sitzt im Büro der Stanser Musiktage an der Schmiedgasse. «Die Liste sieht Ende Woche aber nicht mehr so schön aus», sagt Zanin und schreibt eine Fahrt ein. Meistens holen seine acht Fahrerinnen und Fahrer die Bands und Musiker in Zürich oder Basel ab. «Es ist schon vorgekommen, dass ich innerhalb einer Woche viermal nach Mailand musste. Aber lieber nach Mailand als nach Genf!»


Einmal, so Zanin, verlangte eine Sängerin, dass Strassenarbeiter eine Baustelle räumen sollen, um rechtzeitig an den Flughafen zu gelangen. «Da hab ich aber gesagt, sie hätte halt pünktlicher erscheinen sollen.» Konter geben kann Zanin in fünf Sprachen. «Die Vielsprachigkeit in dieser Zeit ist super. Aber auch ich brauche manchmal Hände und Füsse.» Stressig wurde es, als er einer seiner Fahrer aus der Dusche holen musste, weil die Band Verspätung hatte und innerhalb von vier Stunden von Genf nach Stans gefahren werden musste. «Dem Fahrer habe ich dann gesagt, er solle nicht auf Bussen achten, sondern einfach darauf, dass er seinen Check nicht verliert», sagt Hugo Zanin lächelnd. Schlussendlich gab es drei Bussen und das Konzert begann mit 45 Minuten Verspätung.

 

Brave Bands benehmen sich

Ab dem ersten Tag des Festivals stehen für die Bands zahlreiche Leute im Einsatz. Die Vorbereitungen dafür fangen für die Leitung der «Kübe» Esther Lussy aber bereits im Januar an. Sie liest die Rider der Bands, mit den technischen Anforderungen und den Wünschen für den Backstage, plant Fahrten und die Versorgung vor Ort. «Dieser Job ist ziemlich unberechenbar, mit Verschiebungen und Verspätungen muss ich immer rechnen.» Auffallend in den letzten Jahren sind vor allem die veränderten Essgewohnheiten: «Wir haben viel mehr Leute, die zum Beispiel veganes Essen bestellen.» Das sei aber kein Problem. Nicht so der spezielle Lieblingsgemüseriegel aus der USA, der konnte auch schon nicht organisiert werden. Oder die dritte Flasche teurer Champagner aus finanziellen Gründen nicht bereitgestellt werden.«Zufrieden sind am Ende aber fast alle, wir bekommen immer sehr gute Rückmeldungen.» So hat die amerikanische Indie-Rock-Band Calexico 2004 auf der Bühne für die versammelte Festivalleitung ein Dankes-Ständchen gesungen.
 

 
Die Bands kenne Esther Lussy im Vorhinein kaum, sie entdecke vieles erst an den Konzerten. «Das hütet mich auch ein wenig vor Vorurteilen.» Und allgemein gehe es in Stans eher gesittet zu und her: «Die Bands müssen hier keine Angst haben, von Groupies verfolgt zu werden. Es fliegen ja auch keine BHs auf die Bühne.» Nur einmal in ihren zehn Jahren Erfahrung und über betreuten 250 betreuten Bands sah ein Backstage wirklich verwüstet aus. Eine brave Bilanz. Dass sich die neugierige Stanser Jugend aber doch manchmal in die Backstages verirrt, so hört man, sei nicht ausgeschlossen. Mehr rund um das Festival gibt es an dieser Stelle täglich. Morgen begrüssen wir einen langjährigen Stammgast aus den USA. Bob ist seit der ersten Ausgabe mit dabei.