Gezeichnete Lieder, fixiertes Schwemmholz

Die Kunstprojekte der SMT: Über Sockel und Meta-Bilder

Der Illustrator und Grafiker Silvan Zurbriggen und der bildende Künstler René Odermatt stellen ihre Werke auf dem Dorfplatz und im Chäslager aus. Was Mani Matter und die Limmat damit zu tun haben, erfahren Sie hier.

Von Nina Laky

Im Stanser Chäslager räumt das Bar-Team Eiskübel, Servietten und Flaschen ein. Die Cocktail-Gläser wackeln im Takt mit den Wänden, in die Silvan Zurbriggen kleine Nägel einschlägt. Mit einem schwarzen Laufmeter misst er die weissen Holzwände ab und hängt Bilder auf. Aus den Boxen tönt Swing und Jazz … aber Mani Matter wäre hier eigentlich der passende Soundtrack.

Der freischaffende Grafiker und Illustrator aus Bern stellt an den SMT und im Rahmen des Luzerner Comicfestivals Fumetto 20 One-Page-Comics aus. Seine Comics kann man nicht blättern. Auf jedem Bild ist ein Songtext von Mani Matter erzählt: «Mein Lieblingslied ist ‹Dr Eskimo›. Zu der Zeile ‹Kunscht isch gäng es Risiko› habe ich natürlich einen persönlichen Bezug», sagt Silvan Zurbriggen selbstironisch und lacht.

Vier seiner Bilder hängen im Eingang, der Rest im Foyer des Chäslagers. «Die Vier hängen nebeneinander, weil sie die ersten waren, die im Rahmen meiner Masterarbeit entstanden sind.» Darunter auch «Dr Eskimo», in dem der Betrachter oder die Betrachterin beim genaueren Hinschauen mehr sieht. «Es ist ein Meta-Bild: Eigentlich klassisch wie ein Comic in Einzelbildern von links oben nach rechts unten erzählt, aber man kann darin auch ein Ganzes sehen.»

Der Berner hört aber nicht nur Mani Matter. Er er höre viel zu Musik, besuche regelmässig Konzerte und gestalte Konzertplakate für die Reitschule. Wäre es denn weiterführend für ihn reizvoll, Songs eines Solo-Künstlers abzubilden, den in der Schweiz nicht alle kennen? An diesem Dienstag spielt zum Beispiel der Solo-Musiker Amir ElSaffar irakisch-arabische Musik in Stans. «Ja, aber die Musik spielt bei meinen Bildern keine primäre Rolle. Ich habe mich auf das Narrativ und den Text konzentriert. Den Text müsste ich also schon verstehen, um mein Konzept so weiterzuführen», sagt Silvan Zurbriggen.

Erzählen will René Odermatt mit seiner Kunstinstallation «do you hear the sea lion?» auf dem Dorfplatz nicht. Der gelernte Holzbildhauer hat für diese Festival-Ausgabe einen Wurzelstock aus der Limmat in Baden nach Stans transportiert. Nun steht das Schwemmholz auf einem Sockel. «Die Geschichte entsteht bei meiner Arbeit jeweils erst, wenn das Publikum da ist. Mich interessiert die Wahrnehmungs- und Assoziationskraft», sagt René Odermatt. Rund um den Wurzelstock hat er eigens angefertigte Sitzgelegenheiten aus Holz arrangiert. «Mir ist aufgefallen, dass immer mehr Plätze zum Verweilen im öffentlichen Raum, auf denen man nichts konsumieren muss, verschwinden», für ihn als Künstler sei es wichtig, den Betrachtern auch etwas zurückzugeben.

Das Nidwaldner Museum hat in Kollaboration mit den Stanser Musiktagen René Odermatt angefragt, für die SMT 2018 einen künstlerischen Beitrag zu leisten. Im Salzmagazin zeigt das Nidwalnder Museum ergänzend zwei weitere Installationen. Die Geschwister des SMT-Wurzelstocks können zu regulären Museumöffnungszeiten besucht werden.

Am Samstag 14. April findet um 16 Uhr der Kunstrundgang mit René Odermatt und Patrizia Keller, der Kuratorin des Nidwaldner Museums statt. Interessierte treffen sich beim Wurzelstock auf dem Dorfplatz.

 

Auf www.stansermusiktage.ch gibt es jeden Tag einen Beitrag rund um’s Festivalgeschehen – Interviews mit Verantwortlichen, Gästen und mehr Infos zu Projekten der Stanser Musiktage. Plus: In unserer täglichen Mini-Rubrik gehen wir jeweils fünf wichtigen Stichwörtern nach. Was hört, sieht, fühlt, isst und trinkt man an den SMT?

Gefühlt: Warme Ohren und Vorfreude

Getrunken: Pinot Noir zum Rezipieren der Kunst

Gegessen: SMT-Wurst mit Alpenkräutern und Speck mit einem Kartoffel-Tornado

Gesehen:

Die Zentralbande kuppelt: Die hölzernen Herzen liegen an den SMT-Bars auf. Wie's funktioniert? Man hängt es sich um den Hals und sucht zum Song oder dem Interpreten, der draufsteht, das Gegenstück. Wer sucht der findet und kann sich von den Veranstaltern im Klosterkeller in einer feierlichen Zeremonie das SMT-Wort geben. Find your match! www.tinder.zentralbande.ch

Gehört: «Achtung! S'Flämmli hier in der Gegend ist stark!»