10'000 km für die SMT

Bob Michels ist mit 76 nicht nur der älteste Helfer, er kommt auch am weitesten her. Wir haben Bob auf einen Kaffee getroffen.

 

Bob Michels ist 76 Jahre alt und nicht nur der älteste Helfer, er kommt auch am weitesten her. Der College-Professor reiste 9416 Kilometer von San Francisco an die Stanser Musiktage. Wir haben Bob auf einen Kaffee im Engel getroffen.

Von Nina Laky

Aus beruflichen Gründen ist Bob Michels viel unterwegs, er evaluiert Schulen auf der ganzen Welt und war letzthin gerade in Papua Neuguinea und Vietnam. Nach dem Festival wird er weiterreisen, nach Mexico. Seit Jahren ist die Destination Stans fix in seinem Reiseplan notiert. Letztes Jahr, als das Festival pausierte, fielen für ihn auch die Ferien in Nidwalden aus. Jetzt sitzt er aber wieder hier, hat den Helfer-Pass um den Hals gelegt und trinkt Milchkaffee. Die Freude über diesen Fakt sieht man ihm an. Das Lächeln aber, kommt auch daher, dass ihm das grösste Helfershirt dieses Jahr nicht mehr passt. Aber das sei nicht so schlimm, er habe ja noch andere daheim. Für das Foto posierte Bob mit Kelegve und Omar von Tal National, die erste Band die Bob betreut.

Bob, seit elf Ausgaben reist du immer für eine Woche von San Francisco nach Stans. Was hast du letztes Jahr gemacht, als die Stanser Musiktage ausfielen?

Das war für mich tatsächlich nicht ganz einfach, ich habe die Leute und den Ort sehr vermisst. Irgendwie war da eine gewisse Leere. Das lag vor allem daran, dass über ein Jahr viele Freunde nicht gesehen habe. Die Stanser Musiktage und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden über die Jahre für mich zur Familie. Ich fühle mich mit den Leuten hier sehr verbunden. Die T-Shirts der früheren Ausgaben habe ich aber das ganze Jahr über immer getragen.

Eine Woche voll mit Konzerten fiel weg, hast du andere Festivals besucht?

Nein, ich gehe nicht so oft an Festivals. Das liegt aber auch daran, dass es in San Francisco keine internationalen Musikfestivals gibt. Vielleicht internationale Dance-Festivals, bei uns ist man aber auch gerne unter sich. Ich ging an ein Konzert des amerikanischen Sängers Johnny Mathis, sonst habe ich mehrheitlich gewartet, bis ich wieder hier her reisen kann (lacht). Das diesjährige Programm habe ich gar noch nicht genau studiert, aber ich freue mich trotzdem auf jedes Konzert.

Wie findet jemand aus San Francisco an die Stanser Musiktage?

Wir hatten in San Francisco einen Austauschstudenten aus Stans bei uns, als wir damals noch in San José wohnten. Franz, er ist mittlerweile ist er wie ein Sohn für mich. Als ich einmal auf Besuch war, fanden gerade die Stanser Musiktage statt. Es hat mir sehr gefallen, so kam ich jedes Jahr wieder. Einmal kam auch meine Tochter mit.

Du bist aber jeweils nicht nur hier als Gast, sondern auch als Bandbetreuer. Auf was achtest du?

Genau, seit drei Ausgaben helfe ich auch mit. Den Austausch mit den Bands finde ich immer sehr wertvoll und es macht mir grossen Spass. Mit Leyla McCalla, die amerikanische Folkmusikerin die 2014 hier im Engel spielte, habe ich zum Beispiel auch später noch Kontakt gehabt. Wir schreiben uns jeweils E-Mails, sie ist eine wunderbare Musikerin und eine sehr interessante Person. Mir ist wichtig, dass sich die Bands von Anfang an wohl fühlen. Heute haben wir das Essen vorbereitet, das haben wir mit sehr viel Wärme und Herzlichkeit getan. Das macht es aus! So etwas finden die Bands in den USA selten vor.

San Francisco und Stans unterscheiden sich wohl ein bisschen. Was findest du hier, was du Zuhause nicht hast?

Ruhe und Frieden. Das Ambiente ist sehr entspannend, ich kann mich hier anders ausruhen als Zuhause. Ich war schon auch in Luzern und in anderen Schweizer Städten, aber hier gefällt es mir am besten, alles ist viel langsamer. Wenn ich unterwegs bin und es wird mir alles zu viel, dann mache ich die Augen zu und stelle mir die Stanser Berge vor.

Das Stanserhorn?

Nicht nur (dreht sich um und zeigt in alle Richtungen), ich meine alle Berge die man von hier aus sieht. Das beruhigt mich mehr, als wenn ich mir zum Beispiel einen Strand vorstelle. Und ich habe sehr feines Essen kennengelernt! Ich liebe mittlerweile Raclette und Fondue, Raclette mehr als Fondue. Und Kaffee «Trash»!

Was? Kaffeesatz?

Nein, das Getränk!

Ah, Kaffee Träääsch!

Ja, genau!(Beide lachen.)

Du hast gesagt, du hast viele Freunde in Stans gefunden. War das schwierig?

Nein, aber es brauchte einige Zeit. Die Schweizerinnen und Schweizer – aber da seid ihr ja nicht die einzigen– brauchen eine gewisse Aufwärmphase. Ich beginne einfach zu reden. Ihr seid da ein wenig anders. Französinnen und Franzosen haben da bei uns aber den schlechteren Ruf, obwohl man ja auch mit ihnen super Plaudern kann. Aber ich denke tatsächlich, es wäre schwierig gewesen, wenn ich nicht jedes Jahr wiedergekommen wäre. Heute gehöre ich dazu. Vieles liegt ja auch immer an einem selber, wenn man auf die Leute zugeht, findet man überall Freunde.

Du bleibst bis Samstag hier, hast du auch einmal frei?

Ja, morgen hab ich einen freien Tag und werde ihn wohl mit Franz verbringen und Konzerte besuchen. Dann arbeite ich wieder, bereite das Essen für die Bands vor und dann ist das Festival schon bald wieder vorbei.

Danke Bob! Sehen wir uns nächstes Jahr wieder?

Ja, ich werde sicher wiederkommen. Es wäre sehr schade, wenn es das Festival nicht mehr gäbe. Solche Veranstaltungen sind wichtig für einen Ort und für die Leute, bei uns gibt es nichts Vergleichbares. So ein Ereignis hält die Gemeinde zusammen, es helfen ja alle mit und die Restaurants und Hotels profitieren. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr keine Leere mehr spüren muss, ich kann diese nicht durch irgendein anderes Festival füllen. Wenn ich könnte, würde ich dem Festival viel Geld schenken. Aber wenn Bernie Sanders – hoffentlich – die Wahlen gewinnt, müsste ich es sowieso ihm geben. (lacht)

 

Bob muss nun zu den Bands bevor er seinen freien Tag geniessen kann. Wir machen unterdessen eine kleine Umfrage unter den Festivalgästen: Von wo kommen sie? Wer die schöne Schrift der Autorin nicht entschlüsseln kann, schaut sich die Google Grafiken an. 

 

Was die Strassenmusikerinnen und Musiker am Festival so erleben und was auf den Strassen Palästinas so läuft, erzählt Husam Al-Saify, der für die Strassenmusik zuständig ist. Morgen hier!